Was ist "der Groove" und wie kann ich ihn lernen?

Grundlegendes...

Groove ist ein moderneres Wort für Rhythmus. Es bezeichnet auch die gemeinsam empfundenen Bewegungen innerhalb der dargebrachten Motive oder Pattern. Diese Pattern oder Riffs geben in Zusammenhang mit melodischen Figuren einem Musikstück seinen besonderen Charakter, den rhythmischen Groove.

Die Grundstruktur des Grooves geht auf afrikanische Trommelmusik zurück. Hier dient ein einheitlicher Notenwert als Basis. Über diesen werden Phrasen unterschiedlicher Länge gelegt. Dabei verzahnen sich mehrere Rhythmuspattern zu einer zeitweise phasenüberschneidenden Struktur. Zur Orientierung dient dabei eine Timeline oder Glockenlinie. Das ist eine sich ständig wiederholende Figur auf einer Glocke oder einem anderen gut hörbaren Instrument. Die europäische Musik mit ihrem Akzentstufentakt ist mit diesen afrikanischen Einflüssen vermischt und prägt die heutige Popularmusik. Die Tanzmusik hat ein großes Vokabular an Stilbezeichnungen, die bestimmte Grundrhythmen zugrunde legen. Z.B. werden Bossa Nova und Rumba mit einem Clave unterlegt.

Die Rhythmik in der Popularmusik baut auf der time oder dem beat auf. Auf einem real gespielten oder unbewusst gespürten Puls. Um diesen Puls herum gruppiert sich eine Anzahl von rhythmischen Schichten. Dabei orientieren sich die gespielten Rhythmen an der time auch wenn sie nicht genau mit derselben zusammen fallen, ist sie doch immer vorhanden und bildet den Richtwert. Die Popularmusik in Europa bedient sich dem Taktprinzip. Dabei spielt die Musik auf Schwerpunkte zu. Das kann alle 8, oder 12 Takte sein. Auch Zweier-Unterteilungen können die Basis für unterschiedliche Interpretationen sein. Der Offbeat kann leicht verzögert gespielt werden; die Figuren können tenär oder binär empfunden werden; es kann als Shuffle (tenär) interpretiert werden.

...und wie kriege ich den Groove?

Soviel zum Verständnis von Groove. Was bedeutet das für einen Bassisten? In erster Linie wird ein Bassist darauf getrimmt, sich mit den Grundstilen auszukennen. Parallel dazu folgt das Training mit dem Schlagzeuger, der sich, genauso wie der Bassist, ein umfangreiches Stilwissen aneignet. In der Praxis ist meist auf den Lead-sheets eine Stilbezeichnung angegeben. Wie z.B. Swing oder Rock. Da klickt es im Gehirn des Bassisten und schon fällt ihm der passende Grundrhythmus dazu ein. Wie also kann ich einen guten Groove erlernen?

In meiner Vergangenheit hatte ich das Glück, mit recht guten Schlagzeugern üben zu können. Das ist für das Zusammenspiel ein wertvolles Fundament. Bald waren die ersten Drumcomputer auf dem Markt. Sie waren eine wertvolle Ergänzung für das alleinige üben zuhause. Seit Jahren stehen den Musikern zahlreiche Sequenzerprogramme zur Verfügung. Ich finde sie als Ergänzung eine gute Alternative. Auch zum arrangieren sind sie eine fantastische Hilfe. Allerdings ist der echte Musiker unersetzlich. Eine gute Band ist einfach etwas wunderbares. Auch die Korrespondenz der Musiker untereinander birgt soviel an Lebendigkeit, die niemals durch einen Computer ersetzt werden kann. Aber zum lernen und üben gehört ein Sequenzer unbedingt zum Equipment eines Musikers. Wie kriege ich also einen guten Groove hin? Ich will mehre Komponenten erwähnen: Noten lesen; Stilkunde betreiben; üben mit dem Computer; üben nur mit dem Bass und dabei aufnehmen; üben mit der Band. Das time-Gefühl sollte solange verinnerlicht werden, bis z.B. eine Drumline auf dem Computer über mindestens zwei Takte ausgesetzt werden kann ohne das ich die folgende ‚eins’ danach verfehle. Selbige Spielchen empfehle ich auch mit einem Schlagzeuger gemeinsam zu trainieren. Fortgeschrittene spielen so etwas mit der Band. Um ‚Swing’ zu lernen muss ich Swing hören und spielen. So geht es mit aller anderen Musik auch. Vom Üben ist noch keiner schlechter geworden.