Was ist eigentlich die Aufgabe des Bassisten in der Band?

"Der Fels in der Brandung" oder: Was macht den Bassisten zum Bassisten?

"Oft wird der Bassist als ruhiger, gelassener, standfester Charakter beschrieben. So schnell bringt ihn nichts aus der Ruhe. In vielen Bands ist der Bassist auch mit organisatorischen oder technischen Aufgaben bekleidet. Er redet nicht viel. Wenn es darauf ankommt, kann er allerdings schon energisch werden. Er weiß, was er will..."

...nun, solche Beschreibungen können stimmen, oder auch nicht. Mir kommt es vorwiegend auf die musikalischen und in zweiter Linie auf die charakterlichen Aufgaben an.

Mein alter Basslehrer sagte: "In der Ruhe liegt die Kraft." Genau das liegt auch in der Natur des Bass-Instrumentes. Ich schreibe nun von dem Instrument, von dem ich am meisten verstehe, nämlich dem E-Bass.

Von der Beschaffenheit des Instrumentes wissen wir, das er mit dicken Saiten ausgestattet ist. Kräftige Hände sind von Vorteil. Handwerkliches Geschick und Musikalität sind Voraussetzung. Wenn die Töne der ersten Lage am E-Bass beherrscht werden, können mit einem guten Rhythmusgefühl schon erste Erfolgserlebnisse erzielt werden. Normalerweise demonstriere ich hier während eines Bass-Seminars die einfache Art einer Bassbegleitung.

Übung macht den Meister, aber wie?

Zum Erlernen des Basses gehören am Anfang Tonleitern (Skalen), Akkordauflösungen, Melodiespiel, Rhythmen aller Stilrichtungen, die Entwicklung des eigenen ‚Timinggefühls'(am besten mit einem Schlagzeuger zusammen üben; oder Sequenzer benutzen). Später ist es wichtig, am eigenen ´guten Ton` zu arbeiten. Ich nenne das gerne ´den Bass singen lassen`. In diesem Fall ist es sicher sinnvoll, einen Lehrer zu fragen. Regelmäßige Übungszeiten sind sinnvoller, als einmal in der Woche fünf Stunden und dann wieder sechs Tage nicht üben. Ich halte es auch für sinnvoll, sich ein persönliches Ziel zu setzen. Zum Beispiel habe ich mir früher Jahresziele gesetzt. Ein Jahr lang Jazz, Noten lesen, Afro-Cubanische Grooves, Timing, Ensemblespiel usw..

"Ordnung muss sein" oder: Das Zusammenspiel mit anderen Musikern

Natürlich sind Musiker mit anderen Instrumenten eine Hilfe um ‚bandtauglich' zu werden. Ich habe mir (tue ich auch heute noch) von anderen Musikern ganz viel Anregungen und Informationen geholt. Allen voran natürlich meine Lehrer und Dozenten. Zu meinem alten Kontrabasslehrer habe ich heute noch Kontakt.

Von ihm stammt auch der Satz: "Sigi, halte dich immer an den Pianisten." Diese kleine Weisheit hat mich schon in vielen Situationen weitergebracht. Warum spielt der Pianist eine für den Bassisten so wichtige Rolle? Ganz einfach: Der Pianist hat die ganze Bandbreite der Harmonien, Melodien und des Basses in der Hand (den Händen). Er stellt in den meisten Fällen die Begleitharmonien zusammen; arrangiert die Stücke und hat oft auch gute rhythmische Ideen. Oft ist der Pianist auch der Bandleader. In der Bibel (1. Chronik 25,2) habe ich auch das Wort ‚Anweiser' entdeckt. Hier ist klar definiert, wer das Sagen hat. Ich halte das auch für wichtig, um keine Zeit zu verschwenden. In den meisten Bands wird mit Lead-sheets gearbeitet. Das sind knappe Notationen (siehe Realbook), die für alle beteiligten Musiker das Nötigste enthalten. Harmoniefolge, Stil, Ablauf, Breaks, Fills, Motive, Melodie und Text. Meistens ist es sogar weniger, was angeboten wird. Oft sind aber auch die einzelnen Stimmen komplett ausnotiert. Ich nenne es die ‚Spielregeln' für die Band.

Die Rolle eines jeden Musikers ist damit klar definiert. Geübt wird selbstverständlich zuhause. Alles was ich nicht kann, schaffe ich mir drauf und gehe dann mit meinem erworbenem Können in die Bandprobe. Hier wird für die Darbietung an der Dynamik, am Rhythmus und am Zusammenspiel gearbeitet und wird vom ‚Chef' (Bandleader) wie oben beschrieben, geregelt. Zu den Probenterminen ist es wichtig, das zum angegebenen Termin alle Instrumentalisten pünktlich, fertig aufgebaut und mit gestimmten Instrumenten erscheinen. 15.00h bedeutet: Einzählen und spielen und nicht ankommen und auspacken. Dieses Phänomen ist mir aber nur bei den Hobbymusikern bekannt. In professionellen Bands ist eine Verspätung gleichzusetzen mit einer Kündigung.

Was hat nun der Bassist in der Band zu tun?

Der Bassist definiert sich als Brücke zwischen Melodie und Schlagzeug. Also eine harmonisch rhythmische Aufgabe. Damit ist klar, was geübt werden muss. Wie schon gesagt, Melodien und Rhythmus. Mir war es sehr hilfreich, die Basslinien von Choralvorspielen von Johann Sebastian Bach zu üben. Als Ergänzung zur Popularmusik, die in ihrer Vielfalt unbegrenzte Möglichkeiten bietet, Bass zu üben habe ich mir viel Musik angehört und mir die Basslinien rausgehört. Ich habe Noten gekauft und einfach alles geübt, was mir in die Finger kam. Bass-Schulen gibt es mittlerweile recht viele und sehr gute. Manche sind schon vergriffen, können aber über das Internet durchaus noch gefunden werden.

Zurück zu den Aufgaben des Bassisten in der Band. Als Bassist konzentriere ich mich während des Spielens auch auf alle anderen Musiker. Das Zusammenspiel ist das Geheimnis in einer guten Band. Fünf gute Musiker sind noch längst keine gute Band. Kommt der Bassist rhythmisch gut mit dem Schlagzeuger zusammen, ist die Band auf ein gutes Fundament gebaut. Der Schlagzeuger steuert die Dynamik und das ‚Timing'. Der Bassist spielt entweder genau auf die Akzente der Bassdrum oder genau in die richtigen Lücken. Als eine geeignete Aufnahme möchte ich an dieser Stelle die CD "God is groovin" aus der Serie ‚Plug'n'Pray' empfehlen. Sie erscheint bei ASAPH im Februar 2004.

Nun wünsche ich allen Bassisten ein erfolgreiches Jahr 2004 mit viel guter ‚basslastiger' Musik.